Der Beruf des Hörakustikers

Ratgeber zum Beruf des Hörakustikers

Allgemeines

Der stetige Verkehrslärm. Die permanente Berieselung mit Radiomusik. Der obligatorische Discobesuch am Wochenende. Unser Gehör ist täglich einer Vielzahl an Geräuschen ausgesetzt. Obgleich einzelne, unwichtige Geräusche vom Gehirn gefiltert werden, trägt unser Gehör das Laster, erst einmal alle Geräusche aufzunehmen.

Gerade in Zeiten der akustischen Aufrüstung der Gesellschaft durch Umwelteinflüsse, zusätzlicher Musik und der Dauerbeschallung im Großstadtlärm ist unser Ohr Geräuschen ausgesetzt, die schnell zu Hörschäden führen können. Das, was unser Ohr hören kann, wird in Dezibel gemessen. Das menschliche Ohr kann zwischen 10 und 140 Dezibel hören. 10 Dezibel sind so viel wie ein knisterndes Stück Papier, 130 Dezibel ist die Schmerzgrenze die das Ohr erfährt, wenn es ein Flugzeug aus nächster Nähe hört. Laustärken von 150 Dezibel erträgt das Ohr nur wenige Sekunden ohne Schäden; erfolgt dies länger, ist ein Hörschaden unausweichlich. Aber auch Kopfhörer, die über einen längeren Zeitraum bei 80 bis 90 Dezibel eingestellt sind, können das menschliche Ohr schaden.

Funktioniert das Gehör nicht mehr korrekt, ist dies eine Aufgabe für den Hörakustiker, früher Hörgeräteakustiker. Dieser Handwerksberuf ist dafür zuständig, dass niemand durch ein schlechtes Gehör vom alltäglichen Leben ausgeschlossen wird.

Aufgaben eines Hörakustikers

Meistens haben die Patienten eine Verordnung für ein Hörsystem von ihrem HNO-Arzt erhalten, mit denen sie zum Hörakustiker kommen. Zunächst einmal führen Hörakustiker Tests durch, mit denen sie den Schweregrad des Hörschadens ermitteln. Diese Tests heißen audiometrische Tests, bei denen geprüft wird, ob der Patient besonders hohe oder niedrige Töne hören kann oder ob er in der Lage ist, Sprechgeräusche auch unter Umwelteinflüssen zu verstehen. Hörakustiker sind anschließend dafür zuständig, durch ihre Beratung bei der Auswahl von Hörgeräten mitzuwirken. Dafür ist es erforderlich, dass sie sich zwingend mit dem genauen Aufbau des Ohrs auseinandersetzen. Sie stellen dann Otoplastiken her, womit die Ohrabformungen gemeint sind, mit denen das Hörgerät im Ohr gehalten wird. Die Herstellung erfolgt, indem spezielle Kunststoffmassen vorsichtig mit einer Kanüle in den Gehörgang gespritzt werden. Der Kunststoffabdruck ist dann die Vorlage für die eigentliche Otoplastik aus Acryl. Bevor der Acrylabguss jedoch wieder zum Kunde gelangt, muss dieser gefräst und geschliffen werden; auch das zählt zum Aufgabenbereich des Hörakustikers. Im Anschluss wird der Abguss zu einem Hörgerät weiterverarbeitet, welches hinter dem Ohr oder im Ohr befestigt wird. Die Feineinstellung des Hörgeräts erfolgt dann mittels einer speziellen Software am Computer. Dazu ist es notwendig, dass der Patient immer wieder mit einbezogen wird, da es schließlich um sein individuelles Hörproblem geht. Ist das Hörgerät eingestellt, kommen weitere Aufgaben auf den Hörakustiker zu. Beispielsweise müssen Hörgeräte ständig gewartet, überprüft, gereinigt und repariert werden. Der Patient ist also nicht nur einmal beim Hörakustiker zu Besuch, sondern wird über einen längeren Zeitraum von ihm begleitet. Auch kaufmännische Arbeiten gehören zu den täglichen Aufgaben eines Hörgeräteakustikers, da er sich auch mit der Kalkulation von Angeboten, der Erstellung von Abrechnungen sowie mit Kundenrechnungen befassen muss. Sowohl schriftlich als auch telefonisch hat der Hörakustiker ständigen Kontakt zu Kunden und Krankenkassen. Auch bei der Planung von Werbekampagnen und im Personalwesen eines Handwerkbetriebs für Hörgeräte wirken Hörakustiker als Fachkraft mit. In gewisser Weise geht es also beim Beruf des Hörakustikers nicht nur um die Weiterbehandlung der Patienten des HNO-Arztes, sondern auch um die kaufmännische Abwicklung des gesamten Prozesses um das neue Hörsystem. Nach ihrer Ausbildung arbeiten Hörakustiker meist im Angestelltenverhältnis. Eine Selbstständigkeit ist nach bestandener Meisterprüfung möglich.

Arbeitsalltag eines Hörakustikers

Hörakustiker sind in Betrieben des Hörakustikerhandwerks oder bei industriellen Herstellern von Hörsystemen beschäftigt.

Der Großteil aller Hörakustiker arbeitet in Betrieben des Hörakustikerhandwerks. Diese Arbeiten selten im Schichtdienst, sondern in einer geregelten Tagschicht, welche an die Bedürfnisse des Kunden angepasst ist.

Arbeitet der Hörakustiker bei industriellen Herstellern von Hörakustikern, kann es jedoch sein, dass diese ihre Hörakustiken im Schichtdienst herstellen. Das heißt, dass sowohl Tag- als auch Nachtschichten zu absolvieren sind, um den notwendigen Bedarf an Hörakustiken sicherzustellen.

Persönliche Voraussetzungen

Hörakustiker arbeiten täglich mit Menschen zusammen, da diese schließlich die Hauptzielgruppe sind. Für den Hörakustiker ist es daher notwendig, sich auf verschiedene Menschentypen einlassen zu können, da niemand vor einem Hörschaden sicher ist. Da der Großteil aller hörgeschädigten Patienten im höheren Alter ist, muss der Hörakustiker mit dieser Altersgruppe umgehen können. Außerdem müssen Hörakustiker geduldig sein und ein hohes Einfühlungsvermögen mitbringen. Eine weitere persönliche Voraussetzung besteht in der Erklärungskompetenz. Hörakustiker müssen sich demnach gut und deutlich ausdrücken können, da die Kunden oft noch kein Hörsystem haben, mit dem sie klar verstehen können. Außerdem ist eine sorgfältige und genaue Arbeitsweise wichtig. Angesichts der sich rasant entwickelnden Technologie, die auch vor dem Bereich der Hörakustik nicht Halt macht, müssen angehende und bestehende Hörakustiker ein hohes Maß an Flexibilität, Lernbereitschaft und technischem Interesse mitbringen.

Warum sollte man Hörakustiker werden?

Schon bei Säuglingen haben akustische Reize Auswirkungen auf den Entwicklungs- und Reifeprozess. Sprechen kann nur durch das Hören erlernt werden. Liegt ein Hörschaden vor, kann dies zu verheerenden Sprach- und Entwicklungsverzögerungen bis hin zu Störungen kommen. Dafür gibt es Hörakustiker, die sich frühzeitig mit dem Problem auseinandersetzen. Man sieht, Hörakustiken werden nicht nur für ältere Menschen benötigt, sondern finden auch schon im Baby- und Kleinkindalter Anwendung.

Zukunftsorientierung

In den letzten Jahren hat die Zahl der Hörschäden deutlich zugenommen. Die Weltgesundheitsorganisation berichtet, dass in Deutschland bereits jeder zweite über 65-Jährige an einem Hörschaden erkrankt ist. Außerdem benötigen immer mehr Jugendliche ein Hörgerät. Experten schätzen, dass die Zahl der Hörgeschädigten von aktuell 8 Millionen auf etwa 11 Millionen im Jahr 2050 steigen wird. Weltweit sind um die 360 Millionen Menschen von einem Hörschaden betroffen, darunter 32 Millionen Kinder. Hier zeigt sich, dass der Beruf des Hörakustikers in der Zukunft gefragter denn je sein wird, da ohne ihn kein Hörgerät hergestellt und angepasst werden kann. Durch sein Werk leistet er einen wichtigen Beitrag zur (Re-)Integration des Hörgeschädigten in die Gesellschaft. Ohne die Arbeit des Hörakustikers müssten diese Menschen sich auf ein Leben in Taubheit einstellen.

Jede Schwerhörigkeit ist individuell und gleicht nur in wenigen Parametern der anderen. Dies macht es nahezu unmöglich, diesen Beruf eines Tages von Robotern ausführen zu lassen. Der Hörakustiker hat demnach eine langfristige, zukunftsweisende Aufgabe zu erfüllen, um auch hörgeschädigte Menschen in die Gesellschaft zu integrieren.

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